Bis dahin ja, im erweiterten Kontext mit den anderen Strophen dann aber nicht mehr.
Die ersten beiden Zeilen der dritten Strophe deuten das Ideal eines von Aufklärung und Humanismus geprägtem modernen Rechtstaates hin, indem sich die deutschen Kulturregionen zusammenfassen, um den Einzelnen in diesem Staatsgebilde ein Höchstmaß an Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Gleichheit vor dem Gesetz zu garantieren und auch, um eine Kulturnation unter deutschen Vorzeichen zu bilden.
Insgesamt bildet die dritte Strophe einen Kanon, der sich soweit vom französischen "Légalité, Égalité, Fraternitè" nicht so wahnsinnig unterscheidet, und wenn von "Glück" die Rede ist, dann werte ich das als ein Aufgreifen des Themas des "Pursuit of Happiness", des Rechtes auf "Streben nach Glück", wie man das in der Präambel der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten wiederfindet.
Diese Strophe ist also letztendlich durch die Aufklärung geprägt, und damit unter anderem von den politisch-philosophischen Ideen von Rousseaus, John Lockes, Jeffersons oder auch Thomas Paines.
Das würde ich so wirklich noch unterschreiben, weil es bis dahin einen Patriotismus betont, der eine rechtsstaatliche, demokratische Nation beschreibt, die das Gegenprogramm zu der Kleinstaaterei mit ihren absoluten Herrschern ist, die damals noch "von Gottes Gnaden" über ihre Territorien herrschten.
Die Kehrseite der Medaille ergibt sich aus den anderen Strophen. Die zweite Strophe halte ich dermaßen für eine Verkitschung von deutschem "Wein, Weib und Gesang", dass sie eigentlich jedem heute peinlich sein dürfte.
Die erste Strophe hat gar "Geschmäckle", denn auch wenn sie urspünglich die Priorität der Bildung einer deutschen Kulturnation bietet, in geografischen Grenzen, wie man sie vor der Märzrevolution noch vor 1848 noch selbstverständlicher formulieren konnte, weiß man heute, wie die Strophe auch für einen übersteigerten Nationalismus "über alles" instrumentalisiert wurde, der sich chauvinistisch über anderer Menschen aufwertet.
Letztendlich schwingen diese anderen Strophen immer mit, selbst wenn nur die dritte Strophe angeschlagen wird, und bin ich dann doch der Meinung, dass man besser bedient gewesen wäre, für die Bundesrepublik eine neue Nationalhymne zu wählen.
Das hatte man in der DDR ("Auferstanden aus Ruinen") dann schon besser gemacht, auch wenn sich diese Hymne durch die Andeutung sozialistischer Ideen und dem Melodieklau aus einem Schlager auch nicht unbedingt für die Bundesrepublik anbietet.