Frage:
Gehört zum Wesen der deutschen Seele nicht eine tiefe Sehnsucht nach dem guten, wahren, dem freien Amerika?
paradox
2008-05-30 03:52:04 UTC
Ein Amerika, das es so nie gegeben hat, irgendwo im Dreieck zwischen Martin Luther King, Winnetou und Jimi Hendrix, eine endlose Weite mit ein paar freien stolzen Männern, einem Glauben an Gerechtigkeit und daran dass jeder es schaffen kann, einem seltsamen Traum? Und so müssen wir die hassen, die uns diesen Traum nehmen wollen?

Oder wie anders ließe sich die Inbrunst erklären, mit der niemand mehr als die Deutschen in der Lage ist, George Bush zu verabscheuen, die gleiche Inbrunst, mit der wir Bill Clinton geliebt haben (Man erinnere sich an seine Besuche beispielsweise in Eisenach), mit der wohl schon unsere Eltern die Kennedys liebten und mit der wir bereitwillig dabei sind, uns kollektiv in Obama Barack zu verlieben? Immer die, die unserem Bild von Gerechtigkeit näherstehen, obwohl auch sie es nie erfüllt haben, bzw. jemals erfüllen werden.

Ist das ein Teil der deutschen Seele?
Fünfzehn antworten:
Pandorra
2008-05-30 06:10:28 UTC
Ich bitte vorab schon um Entschuldigung - es wird eine SEHR lange Antwort.



Doch dieser Passus aus dem Buch Novecento - Die Legende vom Ozeanpianisten von Alessandro Baricco spricht genau aus wie ich es empfinde (habe 5 Jahre in Amerika gelebt).

Das ideele Bild eines freien Amerika ist noch lange nicht tot und der Traum bleibt bestehen - für Deutsche, für Italiener und den Rest der Welt.. Hier also die Einleitung des Buches:





Es war immer das gleiche: irgend jemand hob den Kopf... und entdeckte es. Man kann das schwer begreifen. Will sagen... Wir waren mehr als tausend Menschen auf dem Schiff, reiche Leute auf Reisen, Auswanderer, seltsame Käuze, und wir... Einer war immer darunter, der es entdeckte. Mitten im Essen etwa oder bei einem Spaziergang auf der Brücke, möglicherweise nestelte er gerade an seiner Hose, hob dabei kurz den Kopf, um einen Blick aufs Meer zu werfen.. da sah er es... Wie angewurzelt blieb er stehen, das Herz raste und jedes Mal, jedes verdammte Mal, ich schwöre es, wandte sich derjenige zu uns um, dem Schiff und uns allen zu und sprach es aus (leise und gemessen): Amerika. Und wie zu einer Fotografie erstarrt blieb er dort stehen, mit einem Gesichtsausdruck, als hätte er selbst es in Eigenarbeit gebaut: Amerika.

Er also hatte Amerika als erster entdeckt. So einen gibt es auf jedem Schiff. Man sollte nicht denken, dass diese Dinge per Zufall geschehen... Auch ist es keine Frage der Dioptrien, es ist Schicksal.

So etwas passiert nur den Menschen, bei denen es schon seit jeher in ihrem Lebenslauf geschrieben steht. Hätte man ihnen in die Augen geschaut, als sie noch Kinder waren, hätte man ganz genau hingesehen, dann hätte man Amerika schon darin entdecken können, wie es nur darauf wartet herauszukommen, an Nerven und Blutbahnen heraufzugleiten, um dann – was weiß ich – ins Hirn zu gelangen und von dort auf die Zunge, hinein in diesen Ausruf (jetzt laut) AMERIKA, es war schon in diesen Kinderaugen vorhanden, vollständig, Amerika.

Es war da und wartete.

****************************************************



Es mag kaum zu glauben sein - doch ich habe trotz allem noch ein Stück des gelobten Landes gefunden. In der Natur und in den Herzen einiger Menschen.



LG-P
captain_haddok_de
2008-05-30 13:42:35 UTC
Ich bin nicht ganz sicher, ob ich Deine Frage wirklich verstehe. Denn folgende Dinge muss ich mal zunächst in Frage stellen:



1. Gibt es ein deutsche Seele? Meine(!) Seele ist viel lieber Cosmopolit (Weltbürger). Einen nationalen Stempel braucht sie nicht!



2. King, Winnetou, Hendrix... Hier mischen sich Wirklichkeit und Fiktion. Damit "romantisierst" Du die USA und verwischt die eigentlich prägenden Elemente des von Dir vorgetragenen Traums. Denn Karl May hat die amerikanischen Kontinent nie betreten. Hendrix hat den amerikanischen Nationalstolz beeindruckend konterkarriert, als er die Nationalhymne durch seine Fender jagte: "Ein Jammer und eine Schande was dieser Stolz anrichtet" - wollte er sagen! Und Martin Luther Kings "I have a dream" ist eine ganz andere Baustelle als der amerikanische Traum.



ABER: Eben wegen diesem amerikanischen Traum wollte ich antworten. Dieser Traum ist doch nur eine perfide und pervese "Schönrederei" von kaltem Kapitalismus! Diese Freiheit gibt es nicht! Ebensowenig die Chancengleichheit, dass es jeder schaffen kann. Ein Millionär braucht zehntausende von Tellerwäschern, die er ausbeuten kann, um ein solches Vermögen zu akkumulieren! Das schreibt nicht nur Marx. Das wusste schon Adam Smith!!!



Vielleicht lese ich aus der Frage auch ein wenig Cowboy-Charme heraus. Dieser ist aber ebenso verlogen. Die USA schmecken nicht unbedingt nach Freiheit und Abenteuer - sondern nach Armut und Verderben. Und wer sich an dieser Idee der Freiheit klammert, sollte sich einfach mal - mit wachem Verstand - den Filmklassiker "Easy Rider" geben. Meiner These zu wiedersprechen, dürfte anschließend jedem schwerfallen.



Die USA sind die hässlichste Fratze des Hardcore-Kapitalismus. Das bedeutet nicht, dass ich Kommunist bin! Ich bin nur ratlos, was das Dilemma der Weltwirtschaftsordnung angeht. Aus einer eigenen Ratlosigkeit haben die Amerikaner einen Verdrängungskrieg gegen die Kommunismus (das konkurrierende Weltwirtschafts-System) geführt (Vietnam, etc.). Hat das was gebracht?!



Dabei hasse ich die Amerikaner gar nicht. Aber ich habe eine gehörige Wut auf die USA als politischen Akteur auf dem Parkett der Weltpolitik: Weil sie Umweltschutzabkommen blockieren. Weil sie Kriege führen, deren "edele" Motive ich ihnen nicht abnehme. Weil ihre aggressive Freiheitsliebe doch wohl eher ein Deckmantel für ihre eigene Ratlosigkeit und Habgier ist!



George Bush ist lediglich die bessere Wut-Ikone als Clinton! Schlicht und ergreifend, weil er mehr Leichen im Keller hat als Clinton. ABER: Wer auch die nächste Wahl in den USA gewinnen mag: Über Nacht wird dieser politische Akteur nicht von "Saulus zu Paulus" - egal wer ihn als Präsident führt. Ein bissigen Hund (USA) macht man nicht ad hoc zum Schoßhündchen.



Meine Liebe zur Freiheit drückt sich eher darin aus, diesen amerikanischen Traum in Frage zu stellen. Dieser amerikanische Traum ist nichts anderes als eine "Ornanie-Fantasie"! Das ist - meiner Meinung nach - die bittere Wahrheit!



>>Captain Haddok würde gern mal rübersegeln um Land und Leute kennen zu lernen. Weltpolitisch wird er jedoch ein großer Kritiker der USA bleiben. Ein ebenso großer Kritiker von Russland übrigens auch! Der Kahn des Kapitalismus jedoch wird mit Volldampf absaufen - mit Mann und Maus! Dies sagt nicht nur Captain Haddok, sondern auch der "Club of Rome!"
2008-05-30 11:13:13 UTC
ich habe die USA als Urlauber erlebt, nicht falsch .... Mein Boss seinerzeit verdonnerte mich zu 36 Monaten in den USA zu leben und zu arbeiten, seit dem bin ich von denen geheilt.
2008-05-30 12:11:09 UTC
au ja ... zuerst musste ich mich übergeben und dann bin ich in ohnmacht gefallen ...
Lannus
2008-05-30 14:29:19 UTC
Gibt es eigentlich wirklich das freie Amerika (USA) - gibt es eigentlich die wirkliche Freiheit in einer Gesellschaft oder muss ich allein auf weiter Flur sein, damit ich die wirkliche Freiheit in all ihren Facetten spüren kann?

Wir haben hier im deutschen Lebensraum eines der herrlichsten Landschaften der Welt, nur wegen der Besiedlungsdichte wird vieles immer unnatürlicher und der Deutsche möchte mal fahren und gehen, ohne alle 5 - 500 Meter einen Menschen oder eine Siedlung sehen zu müssen.

Das freie Amerika wird nicht an Personen festgemacht, denn wirtschaftlich und politisch ist die Korruption dort in Höchstform gereift. Und das viele Persönlichkeiten dort korrumpiert werden liegt sehr offensichtlich auf der Hand - Geld regiert die Welt - egal welcher Schicht und Gattung angesiedelt.



Wer also die sogenannte Freiheit verspüren möchte, der muss sich diese verdienen, in dem er sich in die Wildnis begibt und sich dieser und der Natur stellt und durch seinen unbeugsamen Lebenswillen allen Widrigkeiten trotz. Das verkörpert den Freiheitsgedanken des Pioniergeistes der Deutschen Vorstellungskraft.

Überall auf dieser Welt, wo der typische Deutsche gesiedelt hat, dort entstand etwas worauf diese Menschen stolz sein können. Das sind die Harten - nur die kommen in den Garten Eden und nicht die Jammerfritzen, die täglich auf Almosen warten!
2008-05-30 13:49:44 UTC
Ich beziehe mich mal nur auf die Überschrift:



Diese Sehnsucht gibt es. Es ist fraglich ob es aber das gute, wahre und freie Amerika jemals gab.
samakāmitā
2008-06-02 14:42:14 UTC
Ein Glueck hat meine Deutsche Seele die Sehnsucht gesucht und ich habe mich nach Amerika verzogen. Wenigstens muss ich mir so einen Muell nicht jeden Tag mehr anhoehren.... Sad pathetic Germany....
Rattendusche
2008-05-31 16:38:38 UTC
wohl eher nach einem guten, wahren, gesunden, freien deutschland.

dass niemand mehr als die deutschen, george bush hasst, halte ich für nicht richtig. den hasst doch fast die ganze welt.

ist ja auch klar, wer so ungeniert lügt und mordet, vor machtgeilheit und arroganz fast platzt und sich im grössenwahn für unbesiegbar und den wahren christen hält, kann nur kopfschütteln und verachtung ernten.

überleg mal, warum wir kennedy so liebten. er wollte veränderungen, wollte die neigentliche macht, die cia entmachten, amerika umkrempeln.

tja, hätte er es doch nicht ausgesprochen. merkwürdiger weise haben dann winnetou, old shatterhand und herr oswalt aus drei richtungen gleichzeitig den aufwiegler erledigt.

die cia war ziemlich traurig...na, ja, das ist eine andere geschichte.



zurück zur sehnsucht. sie ist sehr trügerisch, denn hätten wir jetzt die gerechtigkeit und freiheit in unserem eigenen land, würden wir sie reglementieren und selber kaputt machen, die macht der gewohnheit.

der deutsche ist nicht geschaffen ohne die strenge hand zu leben und ohne seine wunderbar nährende und sichere sozialversicherungs, -kranken - und rentenversicherungszitze , den beamtenstatus, oder den rechtsstaat. jedenfalls noch nicht.

so bleibt es nur eine sehnsucht, ein wilder traum von marlboro und freiheit.

noch ein paar generationen und wir werden wieder ein nationales gefühl haben, ohne die erbschuld des dritten reiches im nacken.

wir müssen nur erstmal diese regierungsparasiten loswerden, die uns immer mehr ausbluten.

dann könnten wir alle sehen, was die birne uns versprochen hat....blühende landschaften....ein land der unbegrenzten möglichkeiten für das eigene volk,

im eigenen land DUSA (deutschlands unabhängige strebsame arbeiter )



wäre doch einen traum wert, oder?

und vor allem nicht so weit weg.
aeneas
2008-05-30 22:05:20 UTC
Ja, ich fuerchte, das ist ein Teil der deutschen Seele!
2008-05-30 11:04:32 UTC
Bei mir bestimmt nicht!



Meine Sehnsucht war immer auf den Osten gerichtet. Russland und da speziell Sibirien.

Und von Karl May hab ich viel lieber die Orient-Bücher gelesen als Winnetou!



Bill Clinton habe ich natürlich auch nicht geliebt. Er hat u.a. den NATO-Überfall auf Serbien zu verantworten!
Peter Le
2008-05-30 11:04:16 UTC
Eisbein with Sauerkraut. Yeah!



Huckleberry Finn & Captain Kirk, Old Shatterhand und.... Sherlock Ho..... oops Moment... das waren wohl die Angelsachsen. Wieviele Fantasien verursacht das wilde Abenteuer unentdeckter Weiten ? Wenn Du heute mit dem Boot die Welt umrunden willst fragt man nurnoch "wie schnell?".



Ist es nicht umso komischer, dass wir all die von uns entdeckten neuen Plätze, letztendlich zu ähnlichen unbelebbaren Monstern umformen ? Die Gothics wollten sich ursprünglich von den Punks abgrenzen und haben letztlich das gleiche hierarchische System in ihre Strukturen gelegt, was sie ursprünglich ablehnten - und sind auch noch stolz darauf.



Und auch ein George W. Bush und seine Waffenlobby können nicht darüber hinwegtäuschen, dass man in Deutschland zur Eröffnung eines Schawarma-Imbisses den Durchmesser des Schornsteins erklären können muss, während man in Amerika die Einkaufstaschen bis ans Auto getragen bekommt.



Natürlich das Auto mit dem Nummernschild mit dem eigenen Namen und den dicken Ochsenhörnern am Kühlergrill.



Aber sei getrost. Meine amerikanischen Freunde sagen, dass die Constitution dort politisch genauso ignoriert wird, wie bei uns die alliierte Pseudo-Verfassung.
2008-05-30 11:04:16 UTC
Das mag genau so sein, wie Du es hier beschreibst, denn die deutsche Seele ist voll von Abgründen, tiefen Schluchten und unergründlichen Höhlen. Blaue Seen lösen sich ab, durch trockene Wüstengebiete an deren Ende 8.000 Meter hohe Berge in den Himmel ragen, deren Gipfel noch nie eines Menschen Fuß betreten hat. Auf dem Weg in diese Gebirge, begegnet man Falken und Tauben, die einen Ölzweig in ihrem Schnabel tragen und auf den Ästen der Baume sitzen Chamäleons, die ständig ihre Farbe verändern. Geht man weiter, so trift man auf Gebetsfahnen, die kräftig und schon leicht zerfetzt, immer noch im Wind flattern - dies ist die deutsche Seele!
ischdem
2008-05-30 16:34:30 UTC
die zeiten sind vorbei -



die sehnsucht war und ist nicht mehr -



1. und 2. weltkrieg



wir leben in germany gut oder sogar besser
Mysteri
2008-05-30 15:54:30 UTC
Pah die USA geht mir am ***** vorbeit , sowas braucht das "deutsche" Volk nicht ^^
Admiral Nelson
2008-05-30 11:21:06 UTC
Das Land ist toll,vielfaeltig.



Idioten gibts ueberall.Und warum Bush einer sein soll,bleibt mir verschlossen.Ich halte ihn bloss fuer naiv-ist ja eh ne Strohpuppe.



Captain Haddock:Selten hab ich so eine Antwort gelesen.Gratulation!!!



Und es ist die Natur und die romantisierte "American Dream" Version.Und die ist toll!(Gibts halt nicht)



Trotzdem reizt mich das Land nicht so.Bevorzuge Israel:Klein,vielfaeltig,locker.


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